Die Ausweisung widerspricht dem Grundsatz der Ressourcenschonung. Es gibt bereits ausgewiesene und vorrangige Industrie- und Gewerbeflächen inner- und außerhalb des Stadtgebietes, welche in Teilen seit Jahren ungenutzt sind.
- Baugebiet Spangel 10 Plätze für Gewerbe
- Baugebiet Lindig 2 Plätze für Gewerbe
- VIP ca. 20 ha zurzeit in laufender FNP-Änderung (8)
Ferner wären das brachliegende Grundstück der ehemaligen Auffahrt Süd Walldürn und das seit Jahren ungenutzte Grundstück in der Würzburger Straße angrenzend an die Stadtwerke zu nennen.
In der Abschlusssitzung des Gemeinderates im Dezember 2016 wurde von Bürgermeister M. Günther auch noch die Industriebrache Bolsius thematisiert (9).
Was passiert mit dem ehemaligen Areal des ZG Baucenter in der Wettersdorfer Straße, was mit dem sich anschließenden Areal Albert Bonn GmbH (ehem. Salzlager)?
Walldürn hat eine Stadtfläche (ohne Bundeswehr Liegenschaften, inkl. bestehender Industrie- und Gewerbefläche) von ca. 500 ha. In der Summe beträgt der Anteil an Industrie- und Gewerbefläche bereits jetzt etwa 22% (1/5 der Stadtfläche).
Im Umweltbericht zum einheitlichen Regionalplan werden dem bestehenden Verbandsindustriepark (VIP) hohe negative Umweltauswirkungen in Bezug auf Schutzgüter attestiert (11).
Wenn es im VIP nicht möglich ist, die Auswirkungen auf Schutzgüter verträglich zu gestalten, so stellt sich die Frage, wie dies im geplanten Industrie- und Gewerbegebiet „Schöner Busch“ „Löschenäcker“ gewährleistet werden soll. Bereits jetzt sind die Auswirkungen in Bezug auf Lärmemission – vor allem in den Sommermonaten – durch das Unternehmen P&G, aber auch der Schwerlastverkehr auf der B 27, im Bereich des reinen Wohngebiets Barnholz deutlich zu spüren. Was auch daran liegt, dass aus unserer Sicht die heute geltenden Richtwerte bei früheren Genehmigungsverfahren keine Rolle spielten.
Flächennutzung Unternehmen P&G
In Bezug auf die Erweiterungsabsichten von P&G stellt sich die Frage, warum die ca. 1,6 ha große und bereits weitgehend versiegelte Fläche des zurzeit als Parkplatz [1] genutzten Areals nicht für eine Erweiterung genutzt wird. Eine eindimensionale Parkierungsfläche ist unverhältnismäßig im Flächenverbrauch und ließe sich aus unserer Sicht in Form von z.B. Parkdeck(s) ersetzen. Weiteres Potential in der Größenordnung von ca. 0,5 ha (z.B. für Parkierung und Stellplätze) sehen wir in dem Streifen zwischen der Braun-Straße und Bahntrasse [2].
Die nicht zum Unternehmen P&G gehörende Fläche [4] könnte durch Neuordung des ehemaligen Areals Bonn P&G zugeordnet werden. Dadurch hätte die zurzeit ungenutzte Teilfläche [3] in Verbindung mit der Fläche [4] nochmals ein Potential von ca. 1,1 ha. Insgesamt gehen wir von ca. 3 ha an Fläche aus, welche zumindest in Teilen ([1] und [2]) kurzfristig für Erweiterungsabsichten von P&G zur Verfügung stehen, ohne neuerlich Ressourcen zu verbrauchen. Mit dem Neubau einer neuen Montagehalle (Assembly-Center) im Jahr 2016 hat das Unternehmen P&G bewiesen, dass eine Nachverdichtung auf dem bestehenden Areal möglich ist.
Potential durch Neuordnung Gelände BONN
Das südlich an P&G angrenzende Industriegebiet könnte durch eine Neuordnung in den Flächen optimiert werden. Anreize zur Verlagerung der dortigen Betriebe in den VIP wären unseres Erachtens ein mittelfristiger Ansatz.
Konversionsfläche
Der Begründung zur 3. Änderung/Fortschreibung des Flächennutzungsplans ist unter Punkt 4.1 zu entnehmen, dass „größere Konversionsflächen nicht existieren“. Diese Behauptung ist nicht nachvollziehbar, da im Walldürner Ortsteil Altheim mit der Aufgabe des Munitionsdepots eine solche „größere“ Konversionsfläche zur Verfügung steht. Laut Konversionsentwicklungs- konzept für den Konversionsraum Hardheim-Walldürn vom November 2015 verfügen die hier vorhandenen Flächen über Stärken und Chancen bzgl. Wirtschaftskraft und wirtschaftsnaher Infrastruktur. Die in der Konzeption genannten Schwächen treffen ebenso auf die Industrie und Gewerbegebiete im Stadtgebiet von Walldürn zu.
Allein die Empfehlung des Konzepts zur Umnutzung der Konversionsfläche in einen Tourismus- und Energiepark rechtfertigt aus unserer Sicht nicht, dass andere Nutzungsvarianten außen vor gelassen werden, um neue Gewerbegebiete auszuweisen und diese mit dem Nichtvorhandensein von Konversionsflächen zu begründen.
Denn, der Konversionsraum Hardheim-Walldürn umfasst (13):
Gesamtfläche: 165 ha
davon geplant für Gewerbe: 35 ha
davon geplant für Wohnen: 10 ha
Flächen verfügbar ab: 2017 und 2019
In der Abschlusssitzung des Gemeinderates im Dezember 2016 warf Bürgermeister M. Günther die Frage auf: „Wie können wir die Wirtschaft auch auf den Ortsteilen unterstützen und hilft uns die Konvention dabei?“ (14)
Wir sagen ja und sind verwundert, wenn es im Konversionsentwicklungs- konzept von Seiten der Verfasser heißt: „Aufgrund noch freier Gewerbe-/Industrieflächen bspw. im Verbandsindustriepark (VIP) und der überwiegenden Umnutzung von Konversionsstandorten in klassische Industrie- oder Gewerbegebiete innerhalb anderer Konversionsprojekte wurde sich, auch in Abstimmung mit der Steuerungsgruppe, gegen eine alleinige und umfassende Entwicklung zusätzlicher (klassischer) Gewerbeflächen für den GVV entschieden. Nach Aussagen der Kommunalvertreter sei ein aktives Standortmarketing mit dem Ziel der Gewerbeansiedlung ohnehin durch die Aktivitäten des GVV bzw. der Wirtschaftsförderung besetzt.“ (15)
Einerseits wird in der Begründung als Hauptargumentation mehrmals behauptet, es stehen keine Flächen mehr zur Verfügung. Wenn es aber um die gewerbliche Nutzungsmöglichkeit von Konversionsflächen geht, wird auf noch freie Gewerbe- und Industrieflächen im VIP hingewiesen. Ein aus unserer Sicht nicht nachvollziehbarer Widerspruch.
(8) Laut einheitlichem Regionalplan sind im VIP Walldürn 36 von 87 ha bereits genehmigt und 24 ha befinden sich im FNPÄnderungsverfahren.
(9) 2016-12-14 FN, Trotz knapper Finanzlage etwas bewegt, S. 25.
(10) Laut einheitlichem Regionalplan
(11) Einheitlicher Regionalplan, S. 32.
(12) Konversionsentwicklungskonzept für den Konversionsraum Hardheim-Walldürn im Neckar-Odenwald-Kreis, Kurzfassung
des Endberichts, hrsg.v. GVV Hardheim-Walldürn, Birkenfeld November 2015, S. 1.
(13) Raum für Ideen, Aktuelle Konversionsflächen in Baden-Württemberg, Gesellschaft für internationale wirtschaftliche und
wissenschaftliche Zusammenarbeit mbH, Stuttgart
(14) 2016-12-14 FN, Trotz knapper Finanzlage etwas bewegt, S. 25.
(15) Konversionsentwicklungskonzept, S. 18.